Varoufakis – Artikel und Interview
Lesenswert:
ein Artikel von Varoufakis (dt. Übersetzung)…
Auszug:
„…
Und da ist der Knackpunkt. Nach der Krise 2008/2009 wusste Europa nicht wie es reagieren sollte. Sollte es mindestens einen Ausschluss (nämlich Griechenland) vorbereiten, um die Disziplin zu erhöhen? Oder sich in Richtung eines Bündnisses bewegen? Bisher hat es weder das Eine noch das Andere getan und angesichts der immer weiter steigenden existentiellen Angst in der Eurozone ist Schäuble überzeugt, dass er, so wie die Dinge stehen, auf die eine oder die andere Weise einen Grexit braucht, um die Luft zu reinigen. Plötzlich bieten die permanent unhaltbaren öffentlichen Schulden Griechenlands, ohne die das Risiko eines Grexit sich auflösen würde, eine neue Nützlichkeit für Schäuble.
Was meine ich damit? Auf der Grundlage von Monaten mit Verhandlungen bin ich der Überzeugung, dass der deutsche Finanzminister Griechenland aus der Einheitswährung gedrängt haben will, damit die Franzosen gehörig in Angst versetzt werden und sein Modell einer in Disziplin gründenden Eurozone akzeptieren.„
…und ein Interview Varoufakis mit der britischen Wochenzeitung New Statesman (dt. Übersetzung)
Auszug:
„…
Und sehen Sie, es gab überhaupt keine Positionen, zu gar nichts, die sie vorbrachten. Sie würden… Ich gebe Ihnen mal ein Beispiel. Sie würden sagen, wir brauchen alle Eure Daten über die Haushaltsentwicklung, die in Griechenland ist, wir brauchen alle Daten der Unternehmen in Staatsbesitz. Also verbrachten wir viel Zeit damit, ihnen all diese Daten zu beschaffen, und Fragebogen zu beantworten, und hatten ungezählte Treffen, um diese Daten zu beschaffen. …“
Die Griechen haben also die Forderung erfüllt, diesen Staatsbesitz offenzulegen. Und dann, zum Schluß, kommt das ungeheuerliche: Schäuble fordert genau diesen Staatbesitz ein, den Griechenland braucht, um überhaupt noch ein Staat zu sein. Er fordert alles, was Griechenland noch hat, damit dieses Land aufhört zu existieren.
„…
Und dann fand das Referendum statt, und das Referendum gab uns einen faszinierenden Schub, einer, der diese Art energischer Antwort auf die EZB gerechtfertigt hätte, aber dann entschied die Regierung in eben dieser Nacht, dass der Wille des Volkes, dieses widerhallende „Nein“ nicht sein sollte, was diesen energischen Ansatz befeuert.
Statt dessen sollte es zu größeren Konzessionen der anderen Seite führen: das Treffen des Rats der politischen Führer, in dem unser Premierminister die Vorgabe akzeptierte, gleich was geschieht, gleich, was die andere Seite tut, wir werden nie auf eine Art antworten, die sie herausfordert. Und das bedeutet im Grunde kapitulieren… Man hört auf, zu verhandeln. …“
Das griechische Volk hat sich mit dem „OXI“ tatsächlich gegen die EU entschieden. Aber dann ist Tsipras eingeknickt und erklärte seinem Volk, er würde weiter verhandeln, was ja de facto gar nicht stattfand.
An einer anderen Stelle sagte Varoufakis, um wieder eine andere Währung in Griechenland einzuführen brauche man mindestens 1 Jahr Vorlauf (er nannte das Beispiel Irak). Wenn er clever ist, hat er seit der Wahl bereits damit begonnen, alles dafür vorzubereiten. Aber das ist nur ein Wunschdenken von mir.
Einzige Hoffnung: daß das griechische Parlament den Forderungen Schäubles nicht zustimmen wird.